Zur Halbpension gehört ein gutes Frühstück mit frisch gepresstem Orangensaft. Den Weg aus der Stadt hinaus haben wir gestern schon erkundet. Verlaufen werden wir uns also heute wieder nicht. Die fast 1.000 Kilometer ab Sevilla merke ich in meinen Knochen und den anderen geht es genauso. Es reicht langsam. Heute und auch morgen noch einmal je zwanzig Kilometer, dann ist es geschafft. Heute gibt es leider viel Straße. Desto mehr genieße ich die Strecken durch den Wald und die Wiesenwege. Einen Matschweg können wir leicht umgehen, ohne darin zu versinken. Wir treffen eine Gruppe von Kanadiern. Alan ist in seinem Element. Mir vor- und rückwärts bestens bekannte Geschichten finden wohlwollende und interessierte neue Abnehmer. Im Hostal an der Ponte Ulla bekommen wir jeder ein Einzelzimmer für zehn Euro. Mal sehen, was das Essen kostet!
Es ist Zeit, darüber nachzudenken, was mir dieser Camino gegeben hat. Ich glaube, man kann am Tagebuch ablesen, dass ich fast immer im Jetzt war. Das Zuhören hat mich Alan gelehrt. Obwohl er mir öfters auf die Nerven gegangen ist, bin ich doch dankbar, dass ich den Camino mit diesem intelligenten Menschen gehen durfte. Maria und Heimo haben auf ihre Art zu meinem Wohlbefinden beigetragen. Auch ihnen meinen Dank. Die vielen anderen Pilger und auch Wolfgang waren für meist abwechslungsreiche Small Talks immer zu haben. Aber auch mit ihnen ergab sich so manches tiefgründige Gespräch. Beeindruckt hat mich Maria aus Madrid, die sich mit ihrem 89-jährigen Großvater auf den Weg gemacht hat. Es war nicht sein erster, aber ihr erster Camino. Etappen von dreißig Kilometern waren für den alten Herrn kein Problem.
Heute steht mein Tacho bei 21,1 Kilometern (28.202 Schritten), die ich in vier Stunden und 29 Minuten gegangen bin.
Eine kleine Kirche am Wegesrand
Die Karte meines neununddreißigsten Pilgertages auf der Vía del la Plata von Silleda, Hotel Ramos nach Ponte Ulla, Hostal Rios