Im Kloster wird die Ausgangstür morgens erst um 7:00 Uhr aufgeschlossen. Auf der Treppe hat sich eine Schlange von Pilgern gesammelt. Der Pulk teilt sich in Pilger, die gleich auf den Camino gehen und die, die erst die Bar für das Frühstück ansteuern. Wir gehören zu der zweiten Truppe, denn die Zeit für ein bisschen Frühstück nehmen wir uns. Wir haben vor, heute nur eine Etappe von 17 Kilometern zu gehen. Schon gegen Mittag kommen wir in Aldea del Cano an. Die Herberge hat nur neun Betten und wir sind jetzt schon sechs Pilger. In der Bar, in der man sich für die Herberge anmelden muss, treffe ich ein Pilgerpaar aus Kärnten und der Steiermark. Die beiden kenne ich vom Camino del Norte im letzten Jahr. Es folgt ein kurzer Austausch der Befindlichkeiten auf der Terrasse der Bar mit dem klingenden Namen Las Vegas. Dann ziehen die beiden weiter. Ich habe wieder einen langen Nachmittag vor mir. Zeit für die Statistik. 710 Kilometer sind es noch bis Santiago. 986 Kilometer waren es von Sevilla aus. Dreißig Kilometer bin ich mit Bus und Taxi gefahren. Dreizehn Tage bin ich jetzt unterwegs. So langsam war ich noch nie auf einem Camino. Das kann ich auch ohne Taschenrechner ermitteln. Der Tagesschnitt liegt bei 18 Kilometern. Letztes Jahr auf dem Camino del Norte lag er bei 31 Kilometern pro Tag über die ganze Distanz gerechnet. Aber der langsame Camino dieses Jahr tut mir gut und trägt meiner schlechten Kondition beim Start Rechnung. Heute waren es auf jeden Fall auch nur 17,1 Kilometer oder 22.786 Schritte, die ich in drei Stunden und 53 Minuten gegangen bin.
Beim Rundgang durch den Ort setzen wir uns gemütlich auf die Treppe vor der geschlossenen Kirche. Eine Nonne kommt und schließt auf. Ich setze mich in eine Bank und lasse die Gedanken schweifen.
Der restliche Nachmittag ist damit ausgefüllt, auf das Abendessen zu warten.
Ein Storchennest
Hier die Karte meines dreizehnten Pilgertages am 10. Mai von Alcuéscar, Albergue de los Esclavos de Alcuéscar nach Aldea del Cano, Albergue municipal Miliario del Verdinal