Das triste Wetter im November baut die gespeicherte Sonnenenergie in mir wieder einmal viel zu schnell ab. Also stellt sich die Frage, wo ich im Januar neue Sonne tanken kann. Nachdem ich einmal die ganze Welt gedanklich durchgegangen bin, fällt die Wahl auf den Weg Porto → Santiago. Der Pilgervirus sitzt tief, der Camino hat mich gepackt. Mein Päckchen ist auf dem letzten Camino zwar viel kleiner geworden, aber es ist noch etwas Päckchen da, genug für eine neue Pilgerfahrt. Katharina stimmt in Sekundenschnelle zu: „Ich habe gemerkt, dass es dir gut tut", lautet ihre Antwort auf mein „Danke!".
Also wird sofort der Flug nach Porto für den 5.1.2010 gebucht. Denn das habe ich beim letzten Pilgerausflug gemerkt: Schritt eins ist die Entscheidung, dass ich gehe, Schritt zwei, von wo, Schritt drei, wann, Schritt vier, wie komme ich dahin? Gut, diesmal habe ich alle vier Schritte in einer Woche geschafft. Es kann nichts mehr schief gehen. Um den Rest werde ich mich später kümmern. Warum soll ich planen, wenn ich es doch einfach geschehen lassen kann.
Der Pilgerpass ist aus Aachen eingetroffen, meine Pilgerfreundin Martina aus Hamburg hat mir den Führer herausgesucht und ich habe ihn in der Abtei - Bücherei in Siegburg erstanden, diesmal ist es der gelbe von Outdoor: http://www.caminho-portugues.de/Buch.htm.
Klar, ich hätte ihn einfacher im Internet bestellen können, so ist es jedoch stilvoller. Nun weiß ich auch, dass es nur 235 Kilometer sind. Der Weg ist einsamer: „Wir haben in den Sommerferien bis Tui immer nur dieselben acht bis zehn Pilger getroffen! Aber du bist in dieser Jahreszeit bestimmt der Einzige auf weiter Flur", schreibt Ulrike mir in einer Mail. Es wird ein anderer Weg werden als mein erster Camino. Im gleichen Schreibwarenladen in Köln, in dem ich das Tagebüchlein für den Camino Francés erstand, fiel mir für meine Notizen ein Büchlein mit Goldschnitt in die Hand. Schön, dass ich Muße für Kleinigkeiten habe und mich darüber freuen kann.